Brigitte Dams
Eigentlich konnte ich wohl nicht anders. Basteln war schon als Kind meine Lieblingsbeschäftigung. Draußen in der Natur habe ich mit den Dingen, die ich gefunden habe etwas gebaut. Als neugieriger Mensch habe ich immer viel beobachtet, gefunden, auch erfunden, habe Dinge für mich neu erschaffen. In der Familie gibt es zwei Bildhauer in den Niederlanden, die ein ungewöhnliches Leben führten. Das hat mich als Kind sehr fasziniert. Und meine Suche nach Strukturen und Mustern, überall, im weitesten Sinne hat dazu beigetragen, daß ich Kunst machen wollte, und so bin ich noch immer auf der Suche.
Ich bin Bildhauerin, mache Skulpturen, Objekte und raumbezogene Installationen. Ausgangspunkt ist die Arbeit auf Papier. Hier entstehen Umrisse und Linienbündel, mal verdeckt und geschichtet, dann wieder offen. Hier ist mein gedachter Raum, oder eine Wandfläche, ich baue etwas hinein. Dabei entstehen Objekte und raumgreifende Installationen. Die Schläuche und Gurtbänder sind die Linien, die ich verknote, verwebe, miteinander verstricke. Manchmal sind sie auch wie Adern in einem gut funktionierenden System, oder der Faden der Ariadne im Labyrinth. Für einen Raum entwickelte Installationen sind nach dem Abbau oft nur noch das Material, ich verwende es erneut, transformiere es in eine neue Arbeit. Die Werke sind eigentlich auf Erweiterung der Skulptur, auf ihren Wandel angelegt. Aber dann bleiben keine Werke übrig, nur die Fotos davon. Das ist ein Vorteil und ein Nachteil. Im Moment arbeite ich sehr viel mit Gurtbändern, Verwebungen, meine „weavings“ sind vielleicht derzeit eher Bilder.
Häufig arbeite ich mit einfachen, industriell hergestellten Materialien: lange schon mit Fahrrad- und Feuerwehrschläuchen, Gurtbändern, Hartfaserplatten und ähnlichem. Gebraucht und in einem anderen Zusammenhang verwendet haben sie keine glatte Oberfläche, sind sperrig, spröde, unschön. Manchmal finde ich zufällig etwas, bekomme Materialien geschenkt. Am Anfang stand aber immer die Zeichnung. An unterschiedlichen Orten aufgefangene, gesammelte Papiere, Linien, die zusammenwachsen, auf Reisen gesammelt und bearbeitet. Die Flächen des Papiers werden zum gedachten, imaginierten Raum, den ich bespiele und anfülle. Die einzelnen Elemente entsprechen Flächen, Linien und Formen, gewebten und verknoteten Strukturen. In meinen Überlegungen zu Installationen in der Dreidimensionalität werden sie gleichzeitig auch räumlicher Plan. Erinnerungsstücke, die die Idee zur installativen Umsetzung beinhalten, Arbeitspläne, Skizzen darüber, was ich bauen möchte.
Mich interessieren Strukturen und Muster im weitesten Sinne. Strukturen in Organismen, der Landschaften, im Kleinen, wie im großen ähneln sich, sie folgen einem „großen Plan“. Das, was die Welt im innersten zusammenhält, interessiert mich. Im Umriss halte ich es fest, notiere es mir quasi, dabei interessiert mich das Transformatorische, nicht so sehr das Abbild. Anfangs habe ich eher linear im Raum gearbeitet. Erst um ein Volumen, ein neue Form zu schaffen habe ich begonnen zu verknoten, zu weben, Gegenstände zu Umhüllen.
Es gab natürlich Irrwege, aber dabei lernt man bekanntlich am meisten über sich selbst und über das, was man wirklich machen möchte. Die Reisen, auch fremde Sichtweisen, in denen man sich selbst reflektiert, eigene Erfahrungen macht. Nach der Schule habe ich Kunst und Deutsch auf Lehramt studiert. Aber sehr schnell war mir klar, dass ich das nicht dauerhaft machen möchte, also habe ich die Zähne zusammen gebissen und im Schnelldurchgang weiter gemacht. Auch, weil ich damals in Südamerika leben wollte. Während der Abschlussprüfungen zum Staatsexamen an der Uni Köln war ich dann bereits parallel an der Kunstakademie Düsseldorf und habe dort noch mal Freie Kunst studiert. Das war viel besser! Und der richtige Einstieg in mein Künstlerdasein.
Irgendwie ja. Glücklicherweise hatte ich schon früh Stipendien, die Möglichkeit auszustellen und bekam Resonanz zu meinen Arbeiten. Dabei ist der eine oder andere Förderer und Fan hinzu gekommen, auch Freundschaften haben sich darüber entwickelt.
Das finde ich ist eine schwierige Frage, für mich steht das künstlerische Arbeiten im Vordergrund, das Geld hatte da nur eine nachrangige Bedeutung. Lieber habe ich weniger Geld, aber ausreichend Zeit für die Dinge, die mir wichtig sind. Zugegebenermaßen hatte und habe ich viel Glück. Schon früh habe ich Unterstützung durch Stipendien und Förderungen bekommen, während und auch nach meinem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. Oder hatte Ausstellungen, bei denen es Editionen gab, öffentliche Ankäufe, oder für Sammlungen von Firmen. Auch private Sammler gibt es. Im Moment bin ich ohne „feste“ Galerie, das würde ich in Zukunft gerne ändern.
Da habe ich eine ganze Reihe unterschiedlicher Dinge gemacht, zum Beispiel in einer Schreinerei Dachstühle für Häuser gebaut, oder in einem Grafik- und Siebdruckatelier gearbeitet. Wobei das ja schon fast in den künstlerischen Bereich geht. Es gab auch immer wieder Lehraufträge an Hochschulen, Kunst-Workshops mit Kindern, Ausstellungsaufbau im Museum, Künstlerassistenzen. Eigentlich habe ich in allen Jobs auch viele Dinge gelernt, die ich nützlich finde.
Zu meinem Morgenritual gehört unbedingt eine Tasse starker schwarzer Tee, oder Milchkaffee, sonst werde ich nicht wach. Leider bin ich ein Morgenmuffel. Am liebsten beginne ich dann, meine Gedanken in Ruhe zu Papier zu bringen, zu zeichnen.
Am liebsten ungestört und in meinem Atelier in der Ackerstraße in Düsseldorf Fingern. Leider habe ich dort keine Heizung, aber ich kann dann im Winter auch zuhause arbeiten. Gerne arbeite ich auch unterwegs, auf Reisen, habe immer und überall gezeichnet, auf kleinen Zetteln, Papierchen die ich gefunden habe. So habe ich mir die verschiedensten Materialien gesucht und später im Atelier zusammengefügt.
Zeichnen, ohne etwas schaffen zu wollen. Oder in die Natur gehen, schauen.
Eigentlich ich mich selbst, ich kann meine Hände nicht ruhig halten...muss immer etwas zu tun haben sonst bin ich am Ende des Tages unzufrieden.
Manchmal indem ich irgendetwas völlig unnötiges beginne. Auf jeden Fall brauche ich das Alleinsein dafür.
Emotionaler Stress.
Das überlege ich gerade ... was möchtest Du von mir wissen....wieviel soll/kann ich preissgeben.....
Wenn es mich auf irgendeine Weise anspricht und Authentizität hat. Wenn es eine innere Notwendigkeit gibt, die erkennbar wird.
Ja, leider gibt es die.
Meine Arbeiten sollen in die weite Welt hinaus, dann möchte ich das Echo hören. Am besten ist es, wenn jemand einen Zugang zu meinen Arbeiten findet und das Werk schätzt, sich daran erfreut. Ich möchte keine Kunst als Anlage-Objekt verkaufen (müssen)
Manchmal denke ich zu lange darüber nach, und manchmal blockiert es mich dann längere Zeit. Sich in den Werken infrage zu stellen ist aber auch eine Triebfeder.
Den Blick öffnen, auf das Schöne lenken, das in allen Dingen steckt.
Viele Reisen mit neuen Erfahrungen und dabei genügend Zeit zu haben um Kunst zu machen. Und natürlich dabei gesund zu bleiben. International zu arbeiten, ortsungebunden, aber durch eine Galerie vertreten zu sein und diese als Fürsprecher/Netzwerker zu haben.
Immer auf meine innere Stimme zu hören!
Zum Schluss, unsere Rubrik: "Kurze Fragen, kurze Antworten"
Siddhartha.
Glaube an das was du tust und an dich selbst.
Wer weiß, vielleicht nach Indien.
Agnes Martin, eine großartige Künstlerin. Der Dalai Lama.
Joghurt und Milch.
Genügend Energie, Kraft, Gesundheit, Zeit, ausreichend Geld zu haben um meine künstlerische Arbeit fortsetzen zu können.
...arm.
...mein Schlüssel zum Leben.
...sich zu ärgern.
Zur Person
Brigitte Dams - Jahrgang 1965 - geboren in Rhede/Westfalen - Akademiebrief Kunstakademie Düsseldorf - Meisterschülerin von Michael Buthe und Jannis Kounellis - Freie Künstlerin - lebt und arbeitet in Düsseldorf
www.brigittedams.de
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