Diashow - Ausschnitte Atelier | Künstlerin: Christine Mühlberger von amble.arts
Christine Mühlberger
Ich habe schon als Teenager quasi ununterbrochen gezeichnet und gemalt. Meine Kunstlehrerin auf dem Gymnasium hat mich ermutigt, dabei zu bleiben. Ich wollte auch Kunst studieren, aber meine Mappe wurde in Hannover abgelehnt und ich habe mich zu schnell entmutigen lassen.
Ich habe dann meiner anderen Ausdrucksform den Vorzug gegeben, dem Tanz. Seit meiner Kindheit bin ich zum Ballettunterricht gegangen und hatte zur Oberstufenzeit schon angefangen, zu unterrichten.
Das war für mich immer klar, alles andere fühlte sich nicht richtig an.
Ich habe allerdings wie so viele erst einmal etwas „Ordentliches“ gelernt, nämlich Bauzeichnerin, was ja immerhin mit dem Zeichnen zu tun hat. Bis zur Rente gerade Striche auf Papier zu zeichnen (wir haben damals noch mit Tintenstiften gearbeitet), war allerdings keine Option für mich. Also machte ich noch eine Ausbildung zur Ballettlehrerin.
Ich habe mir diese erarbeitet. Ich erwecke wohl den Eindruck, sehr selbständig zu sein und keine Hilfe zu brauchen. Das ist zwar auf der einen Seite gut, ich stehe mir damit aber manchmal selbst im Weg und muss Unterstützung aktiv einwerben. Außerdem bin ich mit dem klassischen Frauenbild aufgewachsen, was es mir bis heute schwer macht, mich in die erste Reihe zu stellen und zu rufen, „Seht her! Ich mache Kunst!“
Meine Vermarktung erfolgt nur online. Instagram ist mein Hauptkanal, einiges zeige ich auch auf Facebook und ich habe ein Internetseite. Ich teile häufiger Videos, die meinen künstlerischen Prozess zeigen, sodass sich Betrachtende besser mit dem Endprodukt identifizieren können. Ich verkaufe fast ausschließlich bei Ausstellungen. Ich finde, man muss die Objekte sehen, um sie mit nach Hause nehmen zu wollen. Ich bin noch nicht soweit, dass Sammler:innen nur um des Sammelns willen bei mir Schlange stehen :) Ich nehme gerne an Gemeinschaftsausstellungen teil, damit erreicht man natürlich ein größeres Publikum.
Nun, im ersten Beruf bin ich Bauzeichnerin. Seit vielen Jahren schon arbeite ich als Geschäftsleitungsassistenz, habe also einen Bürojob. Der war notwendig, um meinen Lebensunterhalt zu sichern und unabdingbar, nachdem meine Kinder geboren waren. Ich musste das Einkommen meiner Familie sicherstellen.
Ich arbeite am liebsten am späten Abend. Mit dem Sonnenuntergang komme ich erst in meinen Flow. Ich würde mich nicht als Spätaufsteher bezeichnen, aber vor acht stehe ich freiwillig nicht auf. Da ich aber normale Büroarbeitszeiten habe, muss ich früher raus, was mir nicht gut tut. Deshalb habe ich mir - als Ritual - angewöhnt, jeden morgen, noch bevor ich aus dem Haus gehe eine kleine Handskizze zu machen. Das ist für mich wie eine kurze Meditation bevor der Tag richtig losgeht.
In meinem Atelier und allein. Ich mag es auch nicht sehr, zu wissen, dass sich noch jemand in der Wohnung befindet (ich habe mein Atelier zuhause). Obwohl ich nie gestört werde, fühle ich mich gehemmt, denn meine Arbeitsweise kommt einem Seelenstriptease gleich, bei dem ich nicht beobachtet werden möchte.
Ich habe ja zwei Schwerpunkte. Da sind einmal die grafischen Einstricharbeiten.
Für die Kleinformate benutze ich meist Fineliner, für die großen Arbeiten Acrylmaker und chinesische Tusche. Bei den farbigen Bildern kommt Acryl zum Einsatz und Sprühfarbe. Als Malgrund benutze ich fast alles, was mir in Finger kommt: Papier, Pappe, Holz, Rollos, Leinwand.
Da ist einmal der bewegte Mensch im Sinne von Bewegung. Da ich einen tänzerischen Hintergrund habe, liegt das nahe.
Ich kann mit nur einer Linie die Illusion von Bewegung und Dreidimensionalität schaffen. Der zweite Schwerpunkt ist der bewegte Mensch im Sinne von mental/emotional bewegt. Das sind dann meistens Acrylbilder von abstrahierten Gesichtern mit diesem eigenartigen, für meine Arbeiten typischen, Ausdruck.
In der bildenden Kunst. Die darstellende/tänzerische Kunst spielt nur noch eine Nebenrolle. Das Alter …
Ich räume dann mein Atelier auf, oder lackiere fertige Bilder. Dann dauert es meist nicht lange und es packt mich wieder. Nicht zu kreieren kommt bei mir nie vor (außer wenn ich im Urlaub bin und mich bewusst zu Langeweile zwinge). Es ist natürlich eine andere Frage, ob mir das immer so gefällt, was ich gemacht habe.
Bei den Einstricharbeiten reicht z. B. ein Foto, das mich inspiriert und bei dem ich schnell meine Linien vor Augen habe. Die anderen Bilder sind Ausdruck meiner inneren Zwiegespräche und meiner Fragen an das Menschsein.
Musik, Pinsel und los geht’s.
Wenn jemand ins Atelier kommt oder mich anruft (weil ich vergessen habe, am Handy den privaten Modus einzuschalten).
Die Frage, die hier noch nicht gestellt ist: „Wann weißt du, wann ein Werk fertig ist?“ Spannend - und für jeden anders.
Ich bin fertig, wenn ich emotional leer bin, wenn ich mich sozusagen leer gemalt habe. Das zeigt auch, warum ich male (oder zeichne), nämlich wenn ich das Gewölle im Bauch loswerden muss, um mich gereinigt zu fühlen. Und jeden Tag sammelt sich neuer Mist an …
Wenn sie den Kunstschaffenden, also den Menschen hinter der Kunst, widerspiegelt. Oder wenn sie sich mit der unmittelbaren Umgebung auseinander setzt (z. B. bei Installationen). Ich bin aber auch total begeistert von den alten niederländischen Meistern, die es verstanden haben Spitzenkragen zu malen, die zu rascheln scheinen.
Eigentlich stelle ich Kunst für sich nicht infrage oder bewerte sie. Ein Mensch hat da etwas mit Herzblut geschaffen und mit seiner Lebenszeit dafür bezahlt, dass ich mir das ansehen darf. Ich fühle mich natürlich nicht von allem persönlich angesprochen.
Meine erste Ausstellung war schon während der Schulzeit mit dem Kunst-Leistungskurs. Zählt das auch? Meine aktuell letzte Ausstellung war die WOGA 2024, da habe ich endlich mal mein Atelier für Neugierige geöffnet.
Weil sie den gleichen einzigartigen Blick auf das Menschsein teilen wie ich und ihre eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühle reflektiert sehen. Außerdem habe ich einen unverkennbaren Stil. Und natürlich, weil sie mich finanziell unterstützen wollen :)
Wenn es darum geht, dass jemandem etwas nicht gefällt, ist es ok. für mich. Schade, aber mich spricht ja auch nicht alles an, was ich sehe. Da müssen wir auch nicht lange drumherumreden. Wenn jemand Kritik mit ungefragten Verbesserungsvorschlägen verbindet, mir sagt, dass ich etwas ganz anders machen müsse, um Erfolg zu haben, dann geht das für mich gar nicht. Überhaupt, meine Kunst daran auszurichten, was der Markt gerade fordert, kommt für mich nicht in Frage.
Ich möchte meinen Stil natürlich weiterentwickeln, vor allem hinsichtlich der Dimensionen. Meine Leinwände und anderen Malgründe werden immer größer, sodass ich das gestische Zeichnen und Malen viel besser umsetzen kann. Ich arbeite mit dem ganzen Körper, das ist wie Tanzen.
Außerdem arbeite ich daran, überregional bekannt zu werden. Dafür wären ein oder mehrere Unterstützende gut, die mir Türen öffnen (siehe Antwort Nr. 3).
Da habe ich zwei:
1) Ich möchte meine Kunst gerne in meiner Heimatstadt zeigen. Bisher habe ich noch keine Galerie von mir überzeugen können. 2) Dass mir Jemand einen großen Raum gibt, den ich rundum, einschließlich Decken und Wänden, mit meiner Einstrichkunst bemalen kann.
„Kunst will gesehen werden.“
Ich bewundere die Arbeiten von Francis Bacon. So wie ich sie betrachte, drücken wir ähnliche Empfindungen, Kämpfe und Widersprüche aus - obwohl ich natürlich vollkommen anders male. Wir haben übrigens am gleichen Tag Geburtstag.
Die Arbeiten von Cy Twombly finde ich großartig. In einigen meiner Bilder habe ich seinen Stil nachempfunden was zu kraftvollen, gestischen Explosionen führte.
Auf Instagram kann man einige tolle Oneline-Künstler:Innen sehen, die ich sehr inspirierend finde.
Wenn ich glücklich und zufrieden bin, geht gar nichts.
Ich bin insofern interdisziplinär unterwegs, als dass ich noch immer tanze, bzw. Ballett unterrichte. Der bewegte Mensch bewegt mich sehr - Ihn verarbeite ich in vielen meiner Bilder oder Zeichnungen. Für mich ist das Malen und Zeichnen auch eine körperliche Herausforderung und Erfahrung und ist nicht von einander zu trennen.
Der eigene Charakter formt die Kunst. Wenn du dich mit Esoterik beschäftigst und an Zwischenwelten glaubst, sehen deine Arbeiten anders aus, als von einem analytischen Menschen. Wichtig sind meiner Meinung nach Durchhaltevermögen und Resilienz. Mit einem übermäßigen Perfektionismus wirst du dir nur selbst im Weg stehen.
Jetzt.
Die Familie. Wir lieben sie über alles, aber man lebt halt ein ganz anderes Leben.
Nein. Wenn ich alle Zeichnungen mit einbeziehe, sind das sehr, sehr viele.
Das würde ich nicht können. Das hieße ja, meine Arbeiten zu kuratieren und festzulegen, was von mir überdauern darf und was nicht. Um das zu schaffen, müsste ich meinen Output und die Emotionen und Situationen, die zu den Bildern gehören, reflektieren und bewerten, welches Gefühl gut oder schlecht war, sehenswert oder nicht, verkäuflich oder nicht. Wenn sich mal jemand daran versuchen möchte, bitteschön.
Mein Alltime-Favorit ist „Die Stadt hinter dem Strom“ von Hermann Kasack.
Was andere über mich denken, geht mich nichts an.
Juist.
Käse.
Zeit zu haben.
...nicht möglich, so tickt kein Mensch.
...ein weicher Kern unter einer harten Schale.
auf den richtigen Zeitpunkt zu warten.
Bildende Künstlerin
Künstlername:
amble.arts
Geboren 1966 in Oldenburg (i.O.)
Lebt und arbeitet in Wuppertal