Diashow - Ausschnitte Atelier Künstlerin: Katja Wickert Fotos by Susann Pfeiffer
Katja Wickert
Ich habe schon immer gerne kreativ gestaltet – nicht gemalt oder gezeichnet, aber mit unterschiedlichsten Materialien experimentiert - ungern nach vorgegebenen Regeln. Dementsprechend habe ich mir nicht zugetraut, einen kreativen Beruf zu ergreifen, da ich keine klassischen Techniken vorweisen konnte. Ich habe zunächst ein naturwissenschaftliches Studium absolviert und erst mit Mitte 30 mein Kunststudium bei Stephan P. Schneider in Essen begonnen. Im Grundstudium war dann doch die Auseinandersetzung mit den unerlässlichen, notwendigen Techniken angesagt. Im Hauptstudium stellte sich die Frage „Was ist jetzt Dein Ding?“ Ab dem Zeitpunkt wurde es spannend. Stephan P. Schneider hat mich auf meinem Weg unterstützt, in dem er meine jeweiligen „Ver-Suche“ mit mir hinsichtlich Inhalt und Form hinterfragt hat. Keine Vorgaben, keine Richtlinien, nur Fragen, die sich mir über meine Arbeiten stellen. Dieser Prozess hatte nicht nur zur Folge, dass ich meinem eigenen Arbeiten immer näher gekommen bin, ich habe gleichzeitig viel über mich gelernt. Vieles, was mir vorher nicht wirklich bewusst war. Dabei muss ich an ein Zitat von Renées Rauchalles denken „Man reift selbst durch das Schaffen von Kunst“.
Was ist ein Künstlerdasein? … Wenn man von seiner Kunst lebt?... Dann führe ich kein Künstlerdasein.
Wenn es bedeutet immer von dem Drang des kreativen Schaffens begleitet zu sein und das wann immer möglich umzusetzen, dann schon. Der Drang kreativ zu sein, in welcher Form auch immer, war und ist lange schon Teil meines Lebens.
Mein Vater, Architekt, war der Meinung, ich zeichne nicht gut genug für einen kreativen Beruf. Später, bei meinen ersten Ausstellungen nach dem Kunststudium, konnte er mit meinen Holzobjekten nicht viel anfangen und die reduzierte Farbigkeit, im Gegensatz zu früheren Arbeiten von mir, enttäuschte ihn. Wertschätzung und Anerkennung meiner Kunst begannen, als meine Arbeiten mehr und mehr „meins“ wurden, authentisch und ehrlich, ohne Vorgaben oder „Trends“ entsprechen zu wollen.
Schwieriges Thema! Ich habe eine Website und taste mich in Bezug auf Kunst an Instagram heran. Verkäufe gibt es eher in Verbindung mit Ausstellungen. Vermarktung ist ein Thema, dass ich, wie so viele, nicht so sehr im Fokus habe. Für künstlerische Projektleitungen bekomme ich Honorare, mit denen ich zumindest mein Atelier finanzieren kann. Ausstellungsprojekte sehe ich vor allem unter dem Blickwinkel, ob es interessante Räume sind, die mit meinen Arbeiten eine gute Verbindung eingehen können. Wenn sich dabei auch interessierte Käufer finden, ist das natürlich ein perfektes Match.
Ich freue ich, wenn Käufer in meinen Arbeiten etwas finden, das sie bewegt, berührt, erinnert- sie eine Verbindung dazu haben.
Ich habe Pharmazie studiert und verdiene in dem Beruf meinen Lebensunterhalt. Lange habe ich mich gefragt, ob ich eine Entscheidung für das eine oder andere treffen muss. Oft kommt das Argument, wenn Du Dein Geld nicht damit verdienst, bist Du keine richtige Künstlerin. Inzwischen sehe ich das anders. Meinen Lebensunterhalt nicht mit meiner künstlerischen Arbeit verdienen zu müssen, gibt mir große Freiheit und Unabhängigkeit. Ich bin in meinem spielerisch, experimentellen Arbeiten frei, meinem Weg zu folgen, unabhängig von Nachfragen oder Trends. Genau deshalb liebe ich das künstlerische Arbeiten – wegen des Freiraumes, den ich in der Form woanders nicht finde.
Zudem liebe ich die Vielschichtigkeit. Nur künstlerisch zu arbeiten, wäre für mich zu einseitig. In meinem „Brotberuf“ kommuniziere ich mit vielen Menschen, im Kunstschaffen kann ich ganz bei mir sein, am liebsten alleine.
Ich kann am besten kreativ arbeiten, wenn ich alleine bin und möglichst keine weiteren Termine oder Verpflichtungen habe. Mein Atelier in Remscheid befindet im 2.Stock mit einem phantastischen Blick ins Lohbachtal. In den Etagen unter meinem Atelier ist die Ins Blaue Art Gallery, in der es, außerhalb von Veranstaltungen, ruhig ist. Perfekt für mich … meine Einsiedelei. Auch in meiner Wohnung habe ich einen Arbeitsraum.
In der Regel arbeite ich an verschiedenen Werkreihen parallel. Der Switch hilft, Abstand zu bekommen und hilft, immer wieder „frisch“ auf die Arbeit einzugehen.
Ich verwende alles, was ich finde und mich neugierig macht oder irgendwie anspricht. Oft sind es Naturmaterialien – Erde, Asche, Federn, Blätter, Tannennadeln und –zapfen, aber auch Weggeworfenes, Gefundenes, das ich in Verbindung mit z.B. Papier, Wachs, Beton oder Gips verarbeite. Zur Zeit beschäftigen mich ergänzend unterschiedliche textile Stoffe, Bild- und Textcollagen. Mich interessiert es, die ästhetisch gestalterischen und narrativen Möglichkeiten der Ausgangsmaterialien zu erkunden und zum Ausdruck zu bringen. Die Geschichten, die die Materialien mitbringen, werden Teil der Arbeiten.
Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ ist so etwas wie mein Leitfaden.
Der Kreislauf des Lebens – Wachsen, Werden und Vergehen.
Die Schönheit des Unperfekten. Das Erzählerische, das Sichtbarmachen der Geschichten in oder mit den Dingen.
Die Auseinandersetzung mit dem, was mir in der Welt begegnet und eine gewisse Form der Verarbeitung und Einordnung.
Meine Arbeiten sind sehr vielschichtig, sowohl in Bezug auf die verwendeten Materialien, als auch auf die Be- und Verarbeitung. Eine bevorzugte künstlerische Disziplin wäre, wenn man das so nennen kann, das Spielen und Experimentieren.
Kreativ tätig bin ich auf unterschiedliche Weise immer und wenn es nur das Sammeln und Ordnen von Materialien ist. Es gibt Sackgassen, in denen man nicht weiterkommt und einen Richtungswechsel vornehmen muss und es gibt Zeiten, die einfach zum Abschalten und zur Ruhe kommen notwendig sind. Was garantiert nicht hilft, ist sich unter Druck zu setzen. Es geht weiter, wenn es soweit ist!
Das tief, verwurzelte Bedürfnis, kreativ gestalten zu wollen.
Wenn ich mit meinen Materialien spielen und experimentieren kann, mit viel Zeit.
Druck, auf Knopfdruck kreativ sein zu müssen.
Wenn sie etwas in Bewegung bringt, berührt …. und das auch noch, wenn man sie schon öfter gesehen habe. Wenn es eine Verbindung gibt. Gute Kunst ist für mich relativ – Gut im kunsthistorischen- klassischen Sinn? Gut für jemanden persönlich? Mir ist das Persönliche wichtiger.
Meine erste Ausstellung war vor 25 Jahren zum 35. Geburtstag meiner Schulfreundin in Lauterbach, die letzte in diesem Jahr zusammen mit anderen Künstlern im Museum Ratingen und eine Einzelausstellung in St. Heribert in Köln-Deutz.
Weil die Arbeiten etwas in ihnen ansprechen, das sie dazu bewegt, sie in ihrem Leben haben zu wollen.
Wenn die Kritik konstruktiv ist, finde ich sie wertvoll. Ich weiß noch, wie ein Dozent einmal sagte „die Arbeit ist okay“ und ich im Anschluss frustriert war, weil ich mir einen kritischen Ansatz zur weiteren Auseinandersetzung gewünscht hätte. Finde ich die Kritik oberflächlich oder für mich nicht nachvollziehbar, gebe ich mein Bestes, mich nicht zu sehr darüber zu ärgern.
Immer wieder Neues entdecken – für und über meine Kunst und damit verbunden, über mich. Neue Wege finden. Über die Kunst inspirierende und besondere Menschen und Orte kennenlernen.
Das wird sich noch zeigen. :)
„Das kannst Du in die Pizzeria Amalfi hängen“
Es gibt immer wieder KünstlerInnen, die mich inspirieren und damit Vorbilder sind – das kann sich auf ihre Arbeiten beziehen, aber auch auf ihre Art zu leben und zu sein.
Definitiv! Das ergibt sich durch meine Arbeitsweise… auch die Nähmaschine und meine Kettensägen gehören zu meinen Arbeitsgeräten.
„Mein drittes Leben“ von Daniela Krien
„Stufen“ von Hermann Hesse
Mit meinem Bulli über Frankreich und Spanien nach Portugal.
Roséwein und Butter
Kein anderes Leben leben zu wollen, als meins.
… langweilig.
… authentisch.
… weiter Kompromisse zu machen.
Atelier und Werke | Künstlerin: Katja Wickert | Fotos: Susann Pfeiffer & Katja Wickert
Bildende Künstlerin
Jahrgang 1964
Lebt in Wülfrath und arbeitet in Wuppertal und Remscheid
Portraitfotos by:
Susann Pfeiffer